Ich widme diesem Sattelgurt eine eigene Seite, weil er zum einen genial ist und die meisten Pferde ihn lieben, zum anderen aber bei vielen Menschen erst mal Angst auslöst, ob er nicht Gurtzwang verstärken oder verursachen kann.
Vorab erst einmal ein Bild des H-Gurtes in fester Lederausführung, nachfolgend einen in Softleder-Gurtung mit extra großer und extra weicher Brustbeinauflage. Die Gurte gibt es in verschiedenen Längen. Lesen Sie unter den Bildern weiter.
Wozu dient der H-Gurt?
Ist die Gurtlage des Pferdes recht weit vorne, so dass wir eine Vorgurtstrupfe benötigen, um den Sattel an seinem Bestimmungsort zu halten, oder müssen wir für den Asymmetrie-Ausgleich eine Balance-Gurtstrupfe verwenden, haben wir immer die Situation, dass die Gurtstrupfen von einander deutlich weiter entfernt als gewöhnlich herab hängen. Versucht man nun, diese wieder auf einen normalen Gurt aufzuziehen, entsteht insbesondere Zug auf die hintere Gurtstrupfe nach vorne. Dies bringt einen Sattel möglicherweise zum Wandern auf die Schulter, was nicht sein sollte!
Warum also nicht Gurtstrupfen so gurten, wie sie fallen? Naheliegend, nicht wahr?
2 positive Effekte
Ein H-Gurt kann genau das: die Gurtstrupfen so gurten, wie sie fallen. Dies ermöglicht, einen Sattel nicht nur an seinem Ort zu halten auch bei rundrippigen Pferden und vorgerichteter Gurtlage, sondern verteilt zudem noch den Anpressdruck des Sattelgurtes auf eine wesentlich größere Auflagefläche auf das Brustbein. Folglich verringert sich der Druck je Quadratzentimeter am Brustbein. Zudem muss nicht so fest gegurtet werden wie mit einem normalen Sattelgurt, denn dieser lässt oft nur eine besonders feste Gurtung zu, um einen Sattel in seiner Position zu halten.
Wie verändert sich jetzt Ihr erster Eindruck vom H-Gurt?
Wenn man sich diese Effekte vor Augen hält, wirkt der H-Gurt plötzlich gar nicht mehr so "martialisch" und riesig - nicht wahr?
Meine Erfahrung damit ist, dass die meisten Pferde dieses Gefühl von "jemand trägt meinen Bauch" des H-Gurtes als angenehm empfinden. Ich habe schon Pferde erlebt, die - mit dem H-Gurt longiert - sich genüsslich nach vorwärts-abwärts abstrecken und die Besitzer überrascht über dieses für ihr Pferd ungewöhnliche Verhalten waren. Ich habe auch schon Pferdebesitzer erlebt, die ihr Pferd beim Reiten als nicht mehr so "elastisch" im Rücken empfanden - doch hier hatte ich es stets mit nicht über den Rücken gerittenen Pferden zu tun. Der Gurt veranlasste das schlechte gymnastizierte Pferd erstmals, die Bauchmuskeln mit zu benutzen. Das führte zu dem festeren Sitzgefühl und der Erkenntnis, mehr gymnastizierende Arbeit in das tägliche Training einzubauen und weiter an der eigenen Reittechnik zu feilen ;-).
Der H-Gurt fordert unser Umdenken - aber prompt wird aus einem Ungetüm ein Freund!