Ein Mensch, der seine Füße wertschätzt und Freude am Laufen haben möchte, würde nicht auf die Idee kommen, in Holzschuhen oder Flip-Flops joggen zu gehen. Weder kann er mit solchen Schuhen Leistung bringen, noch erwarten, dass seine Füße gesund bleiben.
Für solche Zwecke wurden also Schuhe entwickelt, in welchen man lange, ausdauernd, mühelos und gelenkschonend joggen kann. Bis heute wird fleißig weiter an der Optimierung solcher Schuhe gearbeitet. Mit Sätteln für den Reitsport verhält es sich genau so.
Holzschuhe oder Flip-Flops sind die Grundidee, einen Schuh für einen Fuß zu finden, um ihn zu schützen. Aber sie sind definitiv keine Basis für einen tollen Jogging-Schuh! Ein Jogging-Schuh ist also immer noch die Form um den Fuß herum, aber hat ansonsten wenig gemeinsam mit seinen "Vorgängern" - ein Joggingschuh ist komplett anders konzipiert, als eine Holzbotte...
Mit diesem Beispiel ist schon der Grundgedanke eines WOW-Sattels erzählt. Seit jeher versucht man, Sättel gut auf Pferderücken anzupassen. Allen Sätteln mit Baum liegt dabei in allen möglichen Variationen die uralte Grundidee des Sattelbaumes zu Grunde: Das Reitergewicht gleichmäßig auf den Pferderücken zu verteilen, um diesen zu schützen. Doch genau diese traditionelle Baumform verhindert einige essentielle Anpassungsmöglichkeiten von Sätteln. Schauen Sie sich nachfolgendes Bild einer umfangreichen Sammlung von Sattelbaumarten an: Wie stark kann man dieses Material biegen, ohne es zu beschädigen, um die Kammerweiten an ein Pferd anzupassen, das sich viel verändert? Was passiert mit den Trachten beim Biegen? Wie verändert sich durch den Druck oder Zug auf die Orte / den Vorderzwiesel der Schwung und der Twist der Trachten?
Es ist einfache, reine Physik, die hier wirkt. Es ist oft kaum möglich, eine Kammer einfach beliebig zu weiten oder zu verengen, ohne dass man die Statik des gesamten Baumes verändert oder sogar das Material beschädigt. Veränderte Baumschwünge passen dann nicht mehr zum Rücken des Pferdes. Doch die Form der Polster gibt genau vor, wie viel Sattelwolle an welche Stelle muss. Es lassen sich nur Kleinigkeiten ausgleichen durch das wegnehmen oder hinzufügen von Wolle, denn sehr schnell entstehen dadurch unterschiedlich harte und weiche Zonen in der Polsterung - doch das mögen die Pferde nicht!
Weidesaison vs. Winterzeit, intensives Training vs. Krankheitsausfall oder Urlaub, ein junges Pferd wächst und muskelt auf ... u.v.m.
Wer von seinem Pferd sagen kann, dass es sich defacto nie verändert, hat entweder die seltene Situation, dass er immer gleiche Futter- Gesundheits und Trainingsbedingungen liefern kann, oder die häufige Situation, dass der Pferdekörper sich dem Sattel angepasst hat und es keine Veränderungen gibt, weil sie vom Sattel verhindert werden. Das sind dann Pferde, die aber beim Reiten und in der restlichen Muskulatur zeigen, dass hier was nicht gut ist. Nur wird dies häufig falsch interpretiert und entsprechend falsch darauf reagiert. Ein Pferd, dass sich schwer lösen und biegen lässt und generell schwer ins Vorwärts-Abwärts zu bekommen ist, das auf das Training mit dem sich verkriechen hinter den Zügel oder dem auf die Hand legen reagiert, das keine dem Intellekt des Pferdes entsprechenden Trainingserfolge oder Leistungszuwächse zeigt, könnte eben auch ein Problem mit seinem Sattel haben.
Häufig sehe ich als Antwort Hilfszügel, rückwärts wirkende Hände gepaart mit energisch treibendem Sitz und Schenkeln als Versuch, das Pferd gesunderhaltend über den Rücken zu reiten. Doch sind diese Bemühungen solange kontraproduktiv, bis das eigentliche Problem abgestellt ist - und das kann sehr wohl der Sattel sein. Wer also seit Jahren ohne Sattelanpassung auskommt, ist gut beraten, die Gesamtsituation einmal von "oben" zu betrachten - finden sich oben beschriebene Dinge wieder? Dann wird es Zeit für eine Sattelpassformanalyse!
Zurück zum Holzschuh, oder besser: zum Sattelbaum. Ein Sattelbaum hat im wesentlichen die Funktion, das Gewicht des Reiters gleichmäßig auf den Rücken des Pferdes zu verteilen - allerdings darf ein Sattel dabei nur in bestimmten Bereichen auf dem Pferderücken aufliegen. Anders ausgedrückt: der Sattelbaum sorgt dafür, dass der Sattel in seiner Längsachse ausgesteift ist, was dem Zweck der gleichmäßigen Verteilung des Reitergewichts dient. Daraus folgt die Erkenntnis, dass diese Aussteifungs-Funktion auch eine andere Form übernehmen kann, als die herkömmliche Form eines Sattelbaums. Diese Erkenntnis führte den Erfinder des WOW-Sattels, David Kempsell, zu der Form des WOW-Sattelbaumes: ein Y. Die Y-Form des Baumes sorgt eben für diese Stabilität in der Längsachse und unter dem Sitz, befreit aber den Vorderzwieselbereich von allem Material, das bei einer Kammerweitenveränderung blockieren, verbiegen oder brechen kann. Außerdem eliminiert sie die Ortsspitzen, die oft sehr tief herrunter reichen und dadurch die Schulter blockieren.
Um den Widerrist vor dem Sattel zu schützen, muss ein Sattel jedoch eine Fork oder ein Kopfeisen haben, denn nur so kann dieser Bereich ausgesteift und vom Widerrist fern gehalten werden. Die Ausformung des vordern Bereiches links und rechts des Y-Fußes mit elastischem Material und Leder erlaubt den Einsatz von Kopfeisen in jeder Winkelung, so dass wir kein zu breites oder zu schmales Pferd kennen. Und dieser Aufbau sorgt obendrein dafür, dass der Kopf des Sattels lateral beweglich bleibt - er gibt der Schulter also Raum beim Laufen!
Vermutlich ist es über das Marketing der Sattelindustrie entstanden, dass alle stets über die Kammerweite sprechen, aber nur ganz wenig über die Polster. So werden Systeme als ausreichend empfunden, in denen man die Kammerweite im Do-it-Yourself-Verfahren verändern kann - doch die Polster haben eine sehr wesentliche Funktion und ihre Passform ist daher genauso entscheidend!
Stimmen Schwung und Winkelung der Polster nicht mit der Form des Rückens überein, verringert sich die Auflagefläche. Das Reitergewicht verteilt sich so auf eine deutlich kleinere gesamte Auflagefläche, was zu hohem Druck an diesen Stellen führt (es ist ein Unterschied, ob man 60 kg auf eine Fläche von 50 qcm oder auf eine Fläche von 20 qcm verteilt: Der Druck je Quadratzentimeter steigt, je weniger Quadratzentimeter für die Aufnahme des Gewichts zur Verfügung stehen).
Sattelpolster sind bald so alt, wie Sattelbäume selbst. Der Menschheit standen über Jahrtausende nur Dinge zur Verfügung, die die Natur bereit stellte, um Polster zu füllen: Haare von Tieren, Pflanzenfasern. Die Erfindung von Produkten aus Öl führte zu synthetischen Fasern und Stoffen, wie Synthetikwolle und Schaumstoffe mit vielen verschiedenen Eigenschaften. All dies fand und findet Anwendung in Sattelpolstern.
Doch all diese Materialien können eines nicht: in Echtzeit der Bewegung eines Pferderückens folgen. Wer einmal versucht hat, den Rücken seines Pferdes mit Gips nachzuformen, weiß, dass dies nur geht, wenn es absolut still steht. Sobald es sich bewegt, ist die Form gleich wieder eine andere. Wenn man Sattler darauf anspricht, in welcher Position ein Sattel denn nun angepasst werden soll, einigen sich die meisten auf die sogenannte "Nullstellung": Das Pferd soll geschlossen stehen und den Kopf in einer entspannten Nullstellung tragen. Wenn man danach fragt, wie eine solche Anpassung dann noch in der Bewegung passt, lautet die Antwort quasi immer, dass man ja einen gemeinsamen Nenner finden müsse. Ich nenne diesen Nenner "Kompromiss", denn das ist er, weil die zur Polsterung verwendeten Materialien die Bewegung des Pferderückens nur sehr eingeschränkt abbilden können.
Genau diese Problematik spaltet die Sattlerzunft in zwei Lager: Die Brückenbauer und die Gegner von Brücken. Die Frage lautet: Soll ein Sattel in der Mitte leicht hohl liegen (eine Brücke bilden),
damit das Pferd den Rücken aufwölben kann, oder nicht? Und wenn ja, wie viel Brücke muss es sein?
Die Befürworter argumentieren dafür, weil sich manche Pferde unter einem genau dem Rückenschwung angepassten Sätteln schwer tun, den Rücken aufzuwölben.
Die Gegner argumentieren dagegen, weil die Pferde die meiste Zeit nicht mit aufgewölbtem Rücken geritten werden und so das Reitergewicht die meiste Zeit auf sehr wenig Fläche verteilt wird.
Wer hat nun recht? Egal, was man richtiger findet: Man ist schon wieder dabei, einen Kompromiss zu suchen, statt eine Lösung.
Als ich einen Bastelfreak vor längerer Zeit von dem Spagat der Sattelindustrie - etwas Bewegliches mit etwas Starrem zusammenbringen zu müssen - erzählte, "erfand" er kurzerhand den hydraulischen
Sattel, der sich stets der Bewegung anpasst - ziemlich kompliziert und tonnenschwer... Natürlich gibt es diesen Sattel bis heute nicht und der Vorschlag war auch nicht wirklich ernst gemeint.
Die Suche nach einer Lösung auf eben diese Frage führte David Kempsell, den Entwickler der WOW-Sättel, zu einem Element, das sich flexibel wie kaum ein anderes verhält, Bewegungen in Echtzeit folgen
kann und dabei sehr leicht zu "managen" ist: Luft.
Luft, eingefangen in einem sehr robusten Material (Luftkammer, Material aus dem Wasserbettenbereich), gemanagt durch intelligente Kammerverteilung und gebändigt von Schaumstoff (der Schaumstoffkern außerhalb der Lufttasche unterstützt die Tasche dabei, eine flächige Form zu behalten und resobiert die Härte der Luft, die durch die Kompression durch das Reitergewicht entsteht).
Das wunderbare an dieser Konstruktion ist, dass sie uns erlaubt, den Sattel absolut individuell auf Pferd und Reiter auszurichten. Wir können den Reiter nicht nur genau und beim Reiten in seinen Lot setzen, sondern sogar das schief legen des Sattels durch die stärkere Schulter des Pferdes aufheben - durch einen Asymmetrieausgleich.
Es ist außerordentlich interessant zu sehen, wie genau uns die Pferde bei der Sattelanpassung Rückmeldung geben, mit wie viel, bzw. wie wenig Luft sie sich wohl fühlen. Und wie schön die Pferde sich loslassen können, wenn sie endlich nicht mehr den durch den Sattel schief gesetzten Reiter mit ausbalancieren müssen - hartnäckige Biegeprobleme können darüber sogar gelöst werden!
Bis hierher steckt dieser Sattel schon so voller Lösungen, dass wenn ich den Sattel vorführe, die Reiter immer überrascht sind, dass ich immer noch ein Sahnehäubchen obendrauf legen kann:
Viele Reiter haben längst die Ausdifferenzierung ihrer Reitkunst für sich entdeckt. Heute stehen uns sehr viele Disziplinen offen, neben der klassischen Dressur und dem Springen mehren sich die Extreme-Trail- und Vielseitigkeits-Parcouse, das barrocke Reiten und das Légèreté schwappt vielerots in die Reithallen.
Wer Dressur mit einem möglichst langen Bein reiten will, braucht ein entsprechendes Sattelblatt. Doch verhindert eben dieses, dass man mal die Bügel vernünftig kürzer schnallen kann für ein bischen Springgymnastik, Cavaletti-Arbeit, einen Geländeritt.
WOW-Sättel sind modular aufgebaut. Das heißt nicht nur, dass wir jede Vorliebe mit einander kombinieren können, sondern auch, dass jedes Sattelblatt in einer etwas zurück gestellten und einer etwas vorwärts rotierten Position eingestellt werden kann - vom Reiter selbst. Im Falle eines Dressursattels heißt das, dass dies schon für einen netten Geländeritt reichen kann. Wer vielleicht einen nicht ganz so tiefen Sitz gewählt hat, kann sich wunderbar auch noch Vielseitigkeits- oder Springsattelblätter dazu kaufen und diese mit dem Dressurblatt wechseln - 1 Sattel, 2 oder mehr Anwendungen, aber nur 1 Sattel, der zu warten ist. Irgendwie genial, wenngleich auch irgendwie umsatzfeindlich... ;-)
Und in Summe dieser ewig langen Seite meiner Homepage:
Darum ein WOW-Sattel!